„Musiktradition und -pflege werden in Deutschland ganz maßgeblich durch die Arbeit der engagierten Chöre bestimmt: Unzählige Konzerte, hohes Engagement, kreatives Handeln, soziale Interaktion, idealistische Einstellung, lebendige Verarbeitung der Musikliteratur, schöpferische Impulse. Es ist einfach wunderbar, wenn man erkennt, dass die kostspielige Hochkultur mit ihren teuren Institutionen und hoch bezahlten internationalen Künstlern nicht die einzige Säule unseres Musiklebens darstellt.“ – Enrico Trummer –
Berufliche und künstlerische Laufbahn
Enrico Trummer studierte an der Mannheimer Musikhochschule Schulmusik und an der Universität in Heidelberg Musikwissenschaft und Germanistik. Nach dem 1. Staatsexamen erhielt er einen Lehrauftrag an der Mannheimer Musikhochschule für Gesangskorrepetition und absolvierte gleichzeitig als künstlerisches Aufbaustudium das Fach Chorleitung bei Prof. G. Kegelmann. Daneben trat er bei zahlreichen Konzerten im In- und Ausland und bei Rundfunkaufnahmen des SDR als Pianist, Kammermusikpartner und Liedbegleiter auf.
Noch bevor er die musikalische Leitung beim Stuttgarter Oratorienchor übernahm, konnte er durch Erfolge als Chorleiter beim Stuttgarter Vokalensemble, dem Bruckner-Chor und anderer Ensembles auf sich aufmerksam machen. Mit verschiedenen Chören errang er Preise bei renommierten Chorwettbewerben.
Als Musikpädagoge unterrichtete er zuerst am Stuttgarter Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, wo mit seiner Chorarbeit in zahlreichen – auch oratorischen – Konzerten im schulischen Umfeld, bei bekannten Konzertreihen und bei Chor-Wettbewerben sehr erfolgreich war. Nach seinem Wechsel an das Stuttgarter Königin-Katharina-Stift – dem Gründungsort des Stuttgarter Oratorienchors im Jahre 1847 – setzte er mit dem Aufbau von leistungsfähigen Schulchören seine künstlerische Arbeit auf diesem Gebiet fort. Neben seiner regen Konzerttätigkeit im schulischen Rahmen belebte er über viele Jahre hinweg eine jährliche musikalische Kooperation mit dem Krakauer Musik-Gymnasium „Frédéric-Chopin-Liceum“, wo er zahlreiche große chorsinfonische Projekte in Stuttgart und Krakau in Zusammenarbeit mit dem polnischen Orchester und seinem Leiter Piotr Sulkowski verwirklichte.
An der Stuttgarter Musikhochschule hatte er viele Jahre einen Lehrauftrag für „situatives Lehrtraining“ und „schulpraktisches Klavierspiel“ inne.
1995 zum künstlerischen Leiter des Stuttgarter Oratorienchors gewählt
Neben der Pflege der Repertoirewerke setzt Enrico Trummer mit seinen Jahresprogrammen beim Stuttgarter Oratorienchor immer wieder besondere Akzente im Kulturleben der Landeshauptstadt: u.a. Telemann-Passionen (2005-2008), Haydn-Zyklus (2001-2006) und eine Reihe mit Werken des Stuttgarter Hofkapellmeisters J. N. Hummel, beginnend 2008 mit der Stuttgarter Erstaufführung des unveröffentlichten Oratoriums „Der Durchzug durchs rote Meer“. Neben seinem Einsatz für die „vergessenen Meisterwerke“ widmet er sich auch der „zeitgemäßen“ Chormusik von Komponisten, wie Karl Jenkins, Martín Palmeri und John Rutter.
In zahlreichen und viel beachteten YouTube-Video-Produktionen dokumentiert er seine künstlerische Arbeit mit dem Stuttgarter Oratorienchor unter verschiedenen Perspektiven bis heute.
Trummer befasst sich mit der intensiven Analyse der aufgeführten Werke in seinen umfangreichen Programmheft-Aufsätzen bei Veranstaltungen des Stuttgarter Oratorienchors. Mit seinen Vorträgen über die laufenden Konzertprogramme des Chors im Hospitalhof und im Fruchtkasten war er auch in der Erwachsenen-Bildung aktiv. Die Vermittlung der werkgeschichtlichen und formalen Hintergründe der dargebotenen Literatur in lebendigen und anschaulichen Vorträgen und Aufsätzen ist ihm ein wichtiges Anliegen.
Während seiner Zeit beim Stuttgarter Oratorienchor baute Trummer auch das Konzertieren des Chors im Ausland intensiv aus. Erfolgreiche Konzertreisen führten nach Krakau (1999, 2009), Budapest (2001), Prag (2002), Brünn (2004, 2021, 2024), Sopron (2006), Berlin (2011), Ligurien (Imperia, Laigueglia 2013), Cardiff (2016), an den Lago Maggiore (2018) und sogar nach New York (Carnegie Hall 2019).